Mit MAMBO KURT und zahlreichen tanzenden Bühnengästen startete das With Full Force auf der Main Stage. Vor der Bühne wurde kräftig gefeiert, trotz des mehr als schrägen Gesangs. In seiner guten halben Stunde Spielzeit orgelte sich Kurt durch Songs von SLAYER, FREI.WILD oder RAGE AGAINST THE MACHINE und interpretierte diese gewohnt frei. Irgendwie erinnerte das Spektakel mehr an Ballermann als an With Full Force.
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„Stromausfall ist Punk“ – gut, dass die Punk Rocker von BETONTOD die kleine Panne mit Humor nahmen und sich auf ihre Fans verlassen konnte, die einfach selber weitersangen, bis die Rheinberger wieder Saft hatten. BETONTOD hatten sichtlich Spaß, vor einer so großen und aktiven Menge ihre Power Chords zu schrubben und mit Songs wie „Keine Popsongs!“ oder „Glück auf“ zu punkten. Dass viele WFF-Besucher die Lieder nicht kannten, war kein Problem: Nach dem ersten Refrain hatte jeder den Ablauf gefressen und konnte mitgrölen. Das ist alles andere als abwertend gemeint, denn auch wenn die Stücke eher simpel sind, so funktionieren sie doch bestens und machen vor allem live richtig Spaß.
Mit KNORKATOR kam dann wieder die Spaß-Fraktion zu ihrem Recht. „Deutschlands meiste Band“ enterte ulkig kostümiert die Bühne und sorgte von Anfang an für gute Laune. Da wurden Frisbees ins Publikum und zurück geworfen, schlechte Witze gemacht und sich weitgehend ausgezogen – das Übliche eben. Als Stumpen dann die rund zwei Dutzend Fotografen auf die relativ hohe Bühne holen wollte, um das Geburtstagsständchen der Fan-Massen fürs 20 Jahre als With Full Force zu singen, artete das in ein Debakel für die Knipser aus: Die brauchten so lange, dass die Einlage schon wieder vorbei war, bevor die Hälfte den Bühnenrand erreicht hatte… Das blieb nicht die einzige Verzögerung, so dass KNORKATOR sich rühmen können, den bis dahin knappen und strikt eingehaltenen Zeitplan des WFF über den Haufen geworfen zu haben. Denn danach wollte Stumpen in seinem aufgeblasenen Luftballon übers Publikum kullern, was aber länger dauerte als geplant. Alf musste also einen spontanen Monolog halten, während Stumpen und die Security sich bemühten, den Ballon mit genug Luft zu füllen. Am Ende klappte es, und die nachfolgenden Bands mussten jeweils 15 Minuten oder noch später anfangen. Ach so: Mit Gitarristin Jen haben KNORKATOR ihren Auftritt optisch massiv aufgewertet. (fs)
Auf der Main Stage ging das Full Force volle Kanne weiter. Ob KORPIKLAANI noch voll waren, ist unklar, Fakt ist nur: Am Vorabend ließen es die Finnen bereits so richtig krachen und nutzten die günstigen Whisky-Preise in Deutschlands nach Kräften aus. Am Sonntag waren von etwaigen Folgeerscheinungen nichts zu sehen, KORPIKLAANI schafften es mühelos, mit „Rauta“, „Vodka“ oder „Beer Beer“ das Publikum für sich zu gewinnen. Dass anstatt Tuomas Rounakari ein mir bis dato unbekannter Musiker die Fiedel gekonnt schrubbte, war die einzige Überraschung. Nach dem KORPIKLAANI-Auftritt dürfte der Bierkonsum noch mal nach oben geschnellt sein, weil die Finnen einfach die passende Begleitmusik für das eine oder andere Pils geliefert hatten.
CALIBAN können die tolle Stimmung noch locker steigern. Scheinbar spielerisch gelingt es der Truppe um Frontmann Andy, einen Circle Pit nach dem anderen zu organisieren und schließlich sogar die Meute um den FOH-Turm zu scheuchen. CALIBAN geben aber auch von Anfang an Vollgas, unterstützt von einer tollen Lightshow und einem fetten Sound, der aber nahe an der Bühne arg dröhnt. Mit der ihnen eigenen Präzision hämmern die Essener ihre Riffs in die beginnende Nacht, verausgaben sich beim Herumtoben auf der Bühne und sorgen dafür, dass die Crowdsurfer reihenweise in die Arme der Security purzelten. Die Stimmung war jedenfalls der Hammer – ob KORN das toppen konnten?
Der Auftritt von KORN kündigte sich durch ein tiefes Wummern und Dröhnen an – die Bassboxen vor der Bühne drohten, den Geist aufzugeben. Ja, es war laut, schließlich kam nun der Headliner des vierten und letzten WFF-Tages. KORN kamen frisch wiedervereint mit ihrem langjährigen Gitarristen und Mastermind Brian „Head“ Welch, und nicht nur die zweite Gitarre tat den Nu Metal-Veteranen sichtlich gut. Auch die Bühnenpräsenz der gestandenen Herren profitierte davon, und die herausragende Lichtshow tat ihr übrigens, um KORNs Auftritt zu einem bleibenden Erlebnis zu machen. Mit „Blind“ und „Twist“ ging es viel versprechend los, bevor Joanthan Davis das Tempo mit ein paar Erzählungen herausnahm. Trotz kleinerer Pausen zwischen den Songs arbeiteten sich KORN unaufhaltsam auf ihre drei Zugaben vor, die mit „Get up“, „Got the life“ und natürlich „Freak on a leash“ den erwarteten Höhepunkt boten. Damit war die Show von KORN der würdige Abschluss des Jubiläums-WFF, von dem man sich nur noch mindestens 20 weitere Jahre wünschen kann.
Moooment! So schnell ist das 20. With Full Force dann doch nicht vorbei: Im Zelt warteten noch drei Bands auf die Fans, die weder zu besoffen, zu müde oder zu ausgepowert waren. Leider hatte sich Verzögerung durch KNORKATOR so ausgewirkt, dass sich das Finale von KORN und der Beginn von PARADISE LOST überschnitten, obwohl die Engländer ohnehin schon 15 Minuten später anfingen. So war die Hardbowl leer wie kaum zuvor, erst nach und nach pilgerten weitere Zuschauer ins Zelt, vielleicht auch angelockt durch die Zurufe von Nick Holmes. Der wirkte schon etwas müde, war aber stimmlich voll auf der Höhe. PARADISE LOST ackerten sich in der zu kurzen Spielzeit durch die Meilensteine ihres Schaffens, widmeten sich also „Draconian Times“ genauso wie „Tragic Idol“.
Die Instrumentensammlung auf der Bühne kündigte an, dass der folgende Act kein ganz gewöhnlicher sein würde. Die rumänischen Schwarzmetaller NEGURA BUNGET begannen erwartet leise, mit Panflöte und sachten Gitarrenklängen, eingehüllt in Nebel und spärliche Beleuchtung, bevor sie dann plötzlich aufs Gaspedal drückten und eher klassische Black Metal-Klänge anstimmten. Die langen Songs von NEGURA BUNGET sind sicher weder leicht verdaulich noch sonderlich eingängig, dennoch hatten sich viele fachkundige Fans vor der Bühne versammelt und ließen sich von den epischen Klanggebilden einfangen und entführen.
Es war spät, es war dunkel, es war Zeit für AMORPHIS. Auch wenn das Zelt schon nicht mehr ganz voll war (die vorherigen Tage hatten sicherlich ihren Tribut gefordert), spielten die wackeren Finnen unbeeindruckt alte und neue Songs ihrer mittlerweile schon über 20-jährigen Karriere. Die Stimmung im Zelt war vielleicht nicht mehr so ausgelassen wie zuvor, die Zahl der Crowdsurfer deutlich geringer – aber dass AMORPHIS immer noch rocken und ihre Fans mitreißen können, das bewies der finale Auftritt des 20. With Full Force eindrucksvoll. Nach dem Hochglanz-Auftritt von KORN auf der Main Stage war die eher ruhige, dunkle Show von AMORPHIS der passende Festival-Ausklang.