Die finnischen Monster-Rocker Lordi sind ein Phänomen: Sehen aus wie eine High-End-Black-Metal-Band, klingen wie amerikanische Stadion-Rocker und bieten eine Show, die Alice Cooper und Kiss neidisch machen könnte. Und das im beschaulichen Geiselwind, wo sie am 4.4.2013 der Musichall mächtig einheizten. Im Vorprogramm versuchten als erste Reverse Grip aus Kanada, mit einer Mischung aus alten Guns’n’Roses und Faster Pussycat, die Meute zu begeistern, was halbwegs gelang. Anschließend boten Tri State Corner gediegenen Alternative Rock mit einer griechischen Bouzouki als ergänzendes, originelles Instrument. Das kam schon besser an, auch wenn ich mich frage, inwiefern das ins Vorprogramm von Lordi passte.
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Wie man die große weite Welt des Rock’n’Roll nach Franken holt, bewiesen dann Lordi. Nachdem der Kiss-Klassiker „God of Thunder“ die Besucher passend einstimmte, betraten Drummer Mana, Keyboarderin Hella und Bassist Ox die Bühne. Dann stürmte noch Wirbelwind Amen mit seiner Gitarre auf die Bühne, wo er dann den Rest des Abends wie ein Wirbelwind herumtobte. Zuletzt betrat Mr. Lordi selbst die Bretter, die die Welt bedeuten. Die Wirkung seiner imposanten Erscheinung war schon eindrucksvoll: In seinem kiloschweren Kostüm und mit seiner theatralischen Gestik wirkte es so, als würde die Bühne unter seinen Schritten beben. Wobei das wohl eher am Song “We’re not bad for the kids (we’re worse)” lag, der mit glasklarem Sound und schön druckvoll aus den Boxen hämmerte.
Lordi spielten ein umfangreiches Programm mit insgesamt 20 Songs, bunt gemischt aus dem aktuellen Album “To beast or not to beast” und dessen Vorgängern. Passend zu manchen Songs wechselte Mr. Lordi sein Kostüm oder wurde von anderen Figuren verstärkt. Zu “Girls gone chopping” kam er mit einem Eimer und abgetrennten Gliedmaßen auf die Bühne, wurde zu “I’m the best” als Schönheitskönigin dekoriert oder verkleidete sich zu “Supermonstars” als eine Art Iron Man mit Metallmaske. Auch das Schlagzeug-Solo von Mana wurde toll inszeniert, der erst (als Puppe) an die Hallendecke schwebte, um dann ein unterhaltsames Solo zu spielen, in das er das Publikum mit einbezog. Hella wurde bei ihrem Solo der Kopf abmontiert, während Ox (der auch einen Roadie köpfen durfte) und Amen bei ihren Soli auch wieder auf Spielchen mit den Fans bestanden – rechte Seite vs. linke Seite, so wie es im Rock’n’Roll seit Jahrzehnten erfolgreich gespielt wird. Auch sonst wurde das Publikum aktiv einbezogen: Von der CO2-Kältedusche über die Schaumattacke (zu “It snows in hell”) bis hin zur Schwiegermutter, die auf die erste Reihe einprügelte (mit einem Schaumstoff-Knüppel, natürlich). Zum Schluss gab es noch eine große Konfettiparade für die ersten Reihen, dann verabschiedeten sich Lordi nach knapp zwei Stunden und vier Zugaben von begeisterten Fans. Lordi muss man live gesehen, um eine echte Rock’n’Roll-Party zu erleben, wie sie Kiss in den 1970er-Jahren zelebrierten.
Setlist Lordi:
We’re Not Bad For The Kids (We’re Worse)
Bringing Back the Balls to Rock
The Riff
Who’s Your Daddy?
Girls Go Chopping
Blood Red Sandman
Hella Solo
Schizo Doll
ZombieRawkMachine + This Is Heavy Metal
Something Wicked This Way Comes
Ox Solo
It Snows in Hell
Mana Solo
Supermonstars
I’m The Best
Bring It On + Happy New Fear
Amen solo
They Only Come Out at Night
I Luv Ugly
Devil Is a Loser
Zugabe:
Hulking Dynamo
Zugabe 2:
Hard Rock Hallelujah
Sincerely With Love
Would You Love a Monsterman?